Klimasünder Heidelberg „Materials“ muss sich schneller transformieren
10. Mai 2023
- Umweltrisiken, Menschenrechts- und Völkerrechtsverletzungen in Indonesien, im Westjordanland und in der Westsahara
- Bündnis protestiert vor dem SNP Dome und in der Heidelberger Innenstadt
Auch wenn die HeidelbergCement AG mit „Heidelberg Materials“ eine neue Unternehmensmarke geschaffen hat, hält der Konzern an zahlreichen Projekten mit erheblichen Menschenrechts- und Umweltrisiken fest. Eine Transformation verschiebt der „Klimasünder“ auf die nächsten Jahrzehnte. Fridays for Future Heidelberg, Watch Indonesia, pax christi und der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre werden am Donnerstag wegen der schlechten Klimabilanz und der Menschenrechtsverletzungen des Konzerns bis hin zur Nichteinhaltung des Völkerrechts vor dem SNP Dome in Heidelberg protestieren. Mehrere Redner*innen des Bündnisses werden in der Hauptversammlung den Vorstand auffordern, mit dem Greenwashing aufzuhören und schnell eine tatsächliche Transformation zu vollziehen.
„Heidelberg Materials trägt Zement nicht mehr im Namen, doch weiterhin Ausbeutung in alle Welt“, bemerkt Paula Aigl von Fridays for Future Heidelberg. „Während Milliardenprofite des Konzerns hier nach Deutschland und Heidelberg fließen, werden die Forderungen der betroffenen Gemeinschaften von Landraub und Umweltzerstörung ignoriert. Erst 2050 klimaneutral zu werden ist mit der 1,5-Grad Grenze nicht vereinbar. Wir tragen den weltweiten Protest vor die Türen derjenigen, die sich hinter grünen Logos und schöngerechneten Zahlen verstecken! Klimaneutralen Zement gibt es nicht, wir brauchen weniger Zement, CO2-Einsparungen bei der Produktion und die Einhaltung der Menschenrechte!"
„Auch Investoren kritisieren inzwischen die schlechte Klimabilanz der HeidelbergCement AG“, sagt Markus Dufner, Geschäftsführer des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. „So investieren zum Beispiel die Deka-Fonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen nicht in den Zement-Konzern. Die hohen Treibhausgasemissionen halten den Standards nicht stand.“ Der Plan von Heidelberg Materials für CO2-Einsparungen sei sogar weniger ambitioniert als der des Branchenverbands Global Cement and Concrete Association (GCCA), so Dufner. „Hinzu kommt: Heidelberg Materials ist intransparent bei Angaben zum Forschungsaufwand zu Verringerung von CO2-Emissionen und zum Recycling-Anteil.“
„Nach wie vor ist das Kendeng-Gebirge im Norden von Java (Indonesien) von zerstörerischen Bergbauprojekten bedroht“, berichtet Janty Jie von der Menschenrechtsorganisation Watch Indonesia. „Im Jahr 2017 hat der indonesische Präsident Joko Widodo eine Umweltprüfung (KLHS) angeordnet, als Reaktion auf den Protest der lokalen Bürgerinitiative gegen die Erteilung der Umweltgenehmigung für PT. Indocement. Die KLHS ist die umfassendste wissenschaftliche Umweltstudie, die zu möglichen Auswirkungen von Bergbau bzw. Kalksteinabbau in Pati und sechs weiteren Landkreisen durchgeführt wurde. Sie empfiehlt klar und deutlich, dass in Pati auf Bergbau verzichtet werden soll, da sonst das fragile Karstökosystem geschädigt wird. Sie spricht sich für Renaturierungsmaßnahmen schon beschädigter Gebiete, die Nutzung für den ökologischen Landbau sowie für den Tourismus aus. Nach wie vor jedoch werden die Ergebnisse dieser Prüfung nicht berücksichtigt und es wird am Bergbauprojekt festgehalten.“
„Mit dem Betrieb des Steinbruchs im von Israel besetzten Westjordanland hält sich die Heidelberg Materials-Tochterfirma Hanson Israel weiter nicht an das Völkerrecht, z.B. die UN-Resolution 2334“, kritisiert Dr. Manfred Budzinski von der pax christi-Komission Nahost. „Entgegen den Aussagen des Vorstandsvorsitzenden auf den letzten Hauptversammlungen, man fördere keine Bauprojekte in den illegalen israelischen Siedlungen im Westjordanland, ergab eine unabhängige Untersuchung von Forscherinnen und Forschern vor Ort, dass auch nach der Hauptversammlung 2022 Material an verschiedene Baustellen in den völkerrechtswidrigen israelischen Siedlungen im Westjordanland und in Ostjerusalem von Hanson geliefert und somit die illegale Niederlassung israelischer Siedler ermöglicht wurde. Damit kommt Heidelberg Materials auch im Westjordanland weder einer Anforderung des Lieferkettengesetzes für präventive Maßnahmen gegen Menschenrechtsverstöße in der Lieferkette noch des Völkerstrafgesetzbuches nach, das die Beihilfe zur Verbringung israelischer StaatsbürgerInnen in das von Israel besetzte palästinensische Gebiet als Kriegsverbrechen einstuft“, so Budzinski.
„In der Westsahara unterstützt der Konzern durch seine Aktivitäten die völkerrechtswidrige und repressive Besatzung“, erklärt Tim Sauer von Western Sahara Research Watch (WSRW). „Die Tochterfirma Ciments du Maroc betreibt zwei Mahlwerke und ein Fertigbetonwerk in dem von Marokko seit 1975 besetzten Gebiet. Die in den Werken hergestellten Baustoffe sind essentiell für den von der Besatzungsmacht durchgeführte Siedlungspolitik, die laut den wissenschaftlichen Diensten des Bundestags ein Kriegsverbrechen begründet. Laut Medienberichten wird der Zement unter anderem für den Ausbau des Hafens genutzt, von dem aus Marokko illegal abgebautes Phosphat und zukünftig auch Düngemittel international verschifft. All dies vor dem Hintergrund der Urteile des Europäischen Gerichtshofs zu EU-Marokko- Handelsabkommen, die wegen der fehlenden Zustimmung des Volkes der Westsahara wiederholt annulliert wurden. „Der Konzern sollte endlich aufhören, das Selbstbestimmungsrecht der Sahrauis zu untergraben und sich aus den kontroversen Geschäften in den besetzten Gebieten zurückziehen“, kommentiert Tim Sauer von WSRW Germany.
Kundgebung
zur Hauptversammlung von Heidelberg Cement am 11. Mai, 9 Uhr
vor
dem SNP Dome, Carl-Friedrich-Gauß-Ring 16, 69124 Heidelberg
https://www.kritischeaktionaere.de/hauptversammlung-2023/versagen-bei-klimaschutz-und-menschenrechten-unsere-gegenantraege-zur-hauptversammlung-2023-von-heidelbergcement-materials/
Dateien zum Download
-
pax christi Deutsche Sektion
Diözesen
-
Kommission Nahost
Ziel der Arbeit ist ein gerechter Frieden in Nahost mit Fokus auf Palästina und Israel.